Johannes Brenz, Holzschnitt um 1590

EIN RATGEBER IN SACHEN REFORMATIONJohannes Brenz

Als Ratgeber des Herzogs Ulrich von Württemberg gab Johannes Brenz (1499–1570) den entscheidenden Anstoß für die Einführung der Reformation in Württemberg. Außerdem war er, zusammen mit Ambrosius Blarer, für die Einrichtung der Klosterschulen wie in Bebenhausen verantwortlich.

Schloss Heidelberg mit Altstadt

Prägendes Studium in Heidelberg.

Woher stammte der Luther-Verehrer?

Der aus Weil der Stadt stammende Johannes Brenz studierte Theologie in Heidelberg. Dort traf er 1518 Martin Luther, als dieser seine Thesen zum Ablass erläutern sollte. Der Student entbrannte für die geforderten Neuerungen Luthers. Fortan verband die Theologen eine enge und langjährige Freundschaft, die die Ideen zur Veränderung der Kirche befeuerte und Brenz' Ruf als Luthers „Mann im Süden“ begründete.

Wie beeinflusste er die württembergische Kirche?

Im Jahr 1522 wurde Brenz von den Ratsherren der Reichsstadt Schwäbisch Hall als Prediger berufen. Dort entwarf er eine Kirchenordnung, die die Neugestaltung der Kirche bewirken sollte. Die von Brenz vorgelegten Schriften betrafen Predigt und Taufe ebenso wie Ehe und Bildung. Zwar wurden diese Maßnahmen in Schwäbisch Hall nur teilweise eingeführt, jedoch hatte seine Kirchenordnung einen entscheidenden Einfluss auf die Kirchenordnung des Landes Württemberg. Gemeinsam mit Ambrosius Blarer wirkte Brenz auch federführend bei der Einrichtung von Klosterschulen. In den Klöstern von Bebenhausen, Alpirsbach und Maulbronn wurde alsbald der evangelische Nachwuchs ausgebildet.

Kloster Großcomburg Ende des 16. Jahrhunderts

Ein katholisches Kloster direkt vor der Stadt.

Der Prediger von Hall – ein behutsamer Reformer?

„Ecclesiastes Halensis“ nannte sich Brenz immer wieder in seinen Schriften. Er baute auf einen toleranten Umgang mit den Katholiken des Klosters Großcomburg. Erst in seinem vierten Jahr feierte er an Weihnachten das erste Mal ein evangelisches Abendmahl, zu dem er einen Abendmahlskelch aus vorreformatorischer Zeit und einen Altar nutzte, der andernorts wohl längst aussortiert worden wäre. Auch der Bildersturm zog an Schwäbisch Hall vorbei. Es ist Brenz zu verdanken, dass die Michaelskirche in Schwäbisch Hall heute noch acht Altäre, ein Sakramentshaus und ein Heiliges Grab besitzt.

Gedruckte Ansicht der Stadt Schwäbisch Hall, etwa um 1580

Im Winter 1546 wurde Schwäbisch Hall katholisch besetzt.

Wieso musste er aus Schwäbisch Hall fliehen?

Spannungen zwischen Kaiser Karl V. und den protestantischen Reichsständen mündeten im Jahr 1546 im Schmalkaldischen Krieg. Dabei versuchte der Kaiser, den Protestantismus im Heiligen Römischen Reich zurückzudrängen, um die kaiserliche Macht stärken zu können. Nachdem Johannes Brenz im Dezember desselben Jahres zum Widerstand gegen den Kaiser aufgerufen hatte, musste er fliehen, als kaiserliche Truppen die Stadt im Winter 1546 besetzten.

War er mit Luther immer einer Meinung?

Während des Bauernkriegs lehnte Johannes Brenz die Forderungen der Bauern ab, da sie nicht im Evangelium begründet seien. Nach dem Ende der Kämpfe ermahnte er die Obrigkeit und plädierte für einen milden und gerechten Umgang mit den aufständischen Bauern. Dies unterscheidet ihn von Martin Luther, der die Aufstände der Bauern verurteilte und ihre Niederschlagung rechtfertigte.

Außenansicht von Kloster Bebenhausen im Schönbuch

Brenz arbeitete maßgeblich an der Einrichtung der Klosterschule in Bebenhausen mit.

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